Ätherische Öle und ihr Beitrag zur Immunabwehr
Ätherische Öle wirken auf das Gehirn, das Gewebe, das zentrale Nervensystem und weitere Regulationssysteme im Körper. Sie können die Selbstheilungskräfte beeinflussen und auf Körper, Psyche und Abwehrsystem gleichermaßen stärkend wirken. Im Folgenden wird auf den Zusammenhang zwischen ätherischen Ölen und Immunabwehr (gegen Bakterien und Viren) näher eingegangen.
Das menschliche Immunsystem wird grundsätzlich in zwei Bereiche eingeteilt: in eine unspezifische, angeborene Immunabwehr und in eine spezifische, erworbene Immunabwehr. Die erste unspezifische Antwort auf einen körperfremden Eindringling liefert das angeborene Immunsystem des Menschen. Danach reagiert dann zeitverzögert das spezifische Immunsystem mit dem lymphozytären System mit der Bildung von Antikörpern.
Das menschliche Immunsystem ist hochgradig komplex vernetzt, u.a. mit dem zentralen Nervensystem, weshalb psychische und emotionale Faktoren das Immunsystem beeinflussen können. So haben z.B. frisch Verliebte häufig ein deutlich verbessertes Immunsystem, während sich Stress negativ auf die Abwehrkräfte auswirken kann.
Im Rahmen der Aromatherapie wirken ätherische Öle u.a. über psychische Faktoren auf das Immunsystem. So zeigt z.B. der sog. Wohlfühl-Faktor von ätherischen Ölen bereits eine nachhaltige Wirkung auf das menschliche Immunsystem. Über eine verbesserte Stimmung, aber auch über gesteigerte Gehirnaktivitäten und andere biologische Regelsysteme können ätherische Öle die Abwehrkräfte positiv beeinflussen. Darüber hinaus sind immunologische Wirkungen von ätherischen Ölen auch auf zellulärer Ebene möglich.
Seit Jahrhunderten bekannt sind ebenfalls die antibakteriellen und antimikrobiellen Eigenschaften von vielen ätherischen Ölen, die prophylaktisch oder therapeutisch eingesetzt werden können. Schon die Römer oder Griechen nutzten z.B. Lavendel für medizinische Zwecke, auch Hildegard von Bingen wußte um die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten dieser Pflanze und im Mittelalter galt Lavendel als ein hilfreiches Mittel gegen Pest und Cholera. Zu den stärksten natürlichen Antibiotika zählen Lemongras, Teebaum und Manuka, die bei bestimmten Bakterien oftmals stärker wirken als Penicillin. Antibakterielle Eigenschaften werden z.B. auch Eukalyptus, Kamille, Bergamotte, Bohnenkraut, Oregano, Salbei, Thymian, Nelke, Pfefferminze, Zimt und schwarzem Pfeffer zugeschrieben.
In diesem Zusammenhang erwähnen wir gerne, dass unser Apotheker Peter Schultes persönlich den ‘Essig der vier Diebe’ nutzt, ein Lebensmittel von Apomanum, das aus seiner Sicht das menschliche Immunsystem wegen der im Essig gelösten Kräuterauszüge unterstützen soll. Der Legende nach konnten vier Diebe während der Pest die Häuser der Verstorbenen plündern, weil sie sich gegen die Pest mit einer solchen Essig-Essenz schützen konnten.
Viele ätherische Öle besitzen aber auch antivirale Eigenschaften, die bereits in zahlreichen wissenschaftlichen Studien belegt wurden. Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht vollständig geklärt, aber der primäre Effekt zielt vermutlich auf die Zellmembran, wo sie die osmotische Regulation verändern oder indem Komponenten der ätherischen Öle in die Virus-Matrix eingebaut werden. Zu den bekannten starken antiviralen Bestandteilen von ätherischen Ölen zählen u.a. Aldehyde (Citral, Citronellal) wie sie z.B. in Zitronenmelisse, Lemongras und Litsea Cubeba vorkommen. Bei Influenzaviren werden oftmals Öle der Myrtenfamilie als hilfreich genannt: Myrte, Cajeput, Manuka, Kanuka, Eukalyptus und Teebaum. Daneben wird häufig auch die antivirale Wirkung von Citrusölen, Knoblauch, Lavendel, Majoran, Nelke, Ravintsara, Thymian, Zimtrinde und Zypresse in der Literatur erwähnt.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass einerseits jedes ätherische Öl seine spezifischen Wirkungen hat und es andererseits tausende unterschiedliche Bakterien und Viren gibt. Daraus ergibt sich, dass man immer sehr genau differenzieren muss, um welchen Krankheitserreger es sich handelt und welches ätherische Öl dann ggf. hierfür zur unterstützenden Behandlung geeignet ist. Aus aktuellem Anlass sei hier noch erwähnt, dass gegen das Coronavirus (SARS-CoV-2) noch kein antivirales ätherisches Öl erfolgreich getestet wurde.